505 Millionen Jahre
oder 123 Meter vor heute
Zeitalter: Paläozoikum / Kambrium
Der Sauerstoffgehalt im Meer steigt stark an, innerhalb von 5 – 10 Mio. Jahren entstehen die meisten Baupläne für die noch heute existierenden Lebewesen. Fische sind die ersten Lebewesen mit Innenskelett und flexibler Wirbelsäule. Sie sind „Zweiseitentiere“. Der Bauplan ist so erfolgreich, dass das Zeitalter der Fische beginnt. Die Grundlage für die Entwicklung aller anderen Wirbeltiere, auch des Menschen, ist damit gelegt.
Dargestellt ist ein Exemplar der Gattung Petromyzontiformes (Neunaugen).
Während des Kambriums wird das Erdklima immer wärmer. Die Polkappen schmelzen und der Meeresspiegel steigt stark an. Schließlich sind die Kontinente großenteils von flachen Meeren überflutet. Die Landmassen liegen überwiegend auf der Südhalbkugel. In ihrem Inneren erstrecken sich ausgedehnte Wüsten. Das Klima ist heiß und feucht.
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Über die Abstammung der Chordatiere liegen nur wenig stichhaltige Erkenntnisse vor. Man ist weitgehend auf Vermutungen und Hypothesen angewiesen.
Frühere Hypothesen
Ursprünglich meinte man, dass sich Chordatiere aus Ringelwürmern entwickelt hätten, andere Forscher gingen von Schnurwürmern oder sogar Kieferklauenträgern als Vorläufer der Wirbeltiere aus. Wegen ihrer Segmentierung waren die Ringelwürmer noch die nachvollziehbarste Hypothese. Mittlerweile weiß man jedoch, dass keine der genannten Klassen Vorfahren der Wirbeltiere sein können. Gegen eine Verwandtschaft sprechen unter anderem das rückenseitige Hauptblutgefäß, das an der Bauchseite liegende Bauchmark sowie die grundsätzlich anders verlaufende Embryonalentwicklung der Wirbeltiere.
Nach der sogenannten Hydroskeletttheorie (Wurmtheorie), die Wolfgang Friedrich Gutmann 1972 entwickelte, stammen die Chordatiere von den Archicoelomaten ab, die allerdings keine festen Skelettbestandteile aufwiesen. Sie zeichneten sich durch eine Begrenzung aus Bindegewebe, flüssigkeitsgefüllten Hohlräumen sowie muskelähnliche Strukturen aus. Aufgrund dieser hydrostatischen Druckverhältnisse, so dachte man, entstanden im Laufe der Entwicklung auf biomechanischem Wege die Stützapparate. Nach dieser Hypothese sind die übrigen Merkmale der Chordatiere nach und nach sekundär entstanden. Diese These wird heute aufgrund molekularbiologischer Daten jedoch als widerlegt angesehen.
Heute geht man davon aus, dass die niedere Verwandtschaft der Wirbeltiere bei den Manteltieren und den Kiemenlochtieren zu finden ist. Die frei schwimmenden Larven der Manteltiere weisen beispielsweise Kiemenspalten, ein Neuralrohr und eine sog. Rückensaite (Chorda dorsalis) im Schwanzabschnitt auf, die bei höher entwickelten Tieren durch die Wirbelsäule ersetzt wird. Im Zuge der stammesgeschichtlichen Entwicklung wurden diese Merkmale in den Erwachsenenzustand übernommen. Gesichert ist allerdings auch diese Hypothese nicht.
Manteltiere. Den erwachsenen Tieren (links) sieht man ihre Verwandtschaft mit Wirbeltieren nicht an. Die Larven weisen jedoch in ihrem Bauplan (rechts), insbesondere mit ihrer Rückensaite (Chorda dorsalis), große Ähnlichkeit mit Wirbeltieren auf. (Quelle: Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bluebell_tunicates_Nick_Hobgood.jpg, Schema der Larve: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Larva_ascidia-key.svg)
Schädellose
Die Schädellosen gelten aufgrund ihrer Organisation als Modell von primitiven Wirbeltieren. Betrachtet werden hier insbesondere anatomische Merkmale wie der Kiemendarm, das rückenseitig gelegene Neuralrohr, die Anordnung der großen Blutgefäße sowie eine Rückensaite, die sich jedoch bis zum Vorderende erstreckt. Wegen einer gewissen Eigenentwicklung, bezogen auf spezielle Strukturen wie ein fehlendes Herz oder segmentiert angeordneter Nierenvorläufer, wird den Schädellosen ein Sonderstatus eingeräumt. Die Schädellosen werden für gewöhnlich als eine frühe Ahnengruppe der Wirbeltiere angesehen. Man geht heute davon aus, dass die ersten Wirbeltiere bereits im Kambrium vor rund 500 Millionen Jahren in Erscheinung traten. Fossil belegt sind Wirbeltiere jedoch erst seit dem unteren Silur, also seit etwa 430 bis 440 Millionen Jahren.
Lanzettfischchen (Branchiostoma lanceolatum) als Beispiel eines rezenten, also heute noch lebenden Schädellosen (Quelle: wikimedia commons., Foto Hans Hillewaert).
Wasserlebende Wirbeltiere
Das Leben hat sich im Wasser entwickelt. Es verwundert daher kaum, dass es sich bei den ältesten fossilen Funden um Knochenschuppen handelt. Die Funde stammen aus dem unteren Silur und wurden in Süßwassersedimenten in Colorado, USA gefunden. Einer bestimmten Spezies konnten die Knochenschuppen jedoch nicht zugeordnet werden. Da die Funde in Süßwassersedimenten nachgewiesen wurden, ist es recht wahrscheinlich, dass das Leben der Wirbeltiere im Süßwasser seinen Anfang nahm.
Die wahrscheinlich wichtigste Basisgruppe von Wirbeltieren stellen Kieferlose dar. In mindestens 4 Ordnungen konnte man Kieferlose bereits im Silur nachweisen. Die Ordnungen werden auch als Knochenhäuter zusammengefasst. Gemeinsames Merkmal aller Arten der Knochenhäuter ist der knöcherne Panzer. Bei den frühen Wirbeltieren wie den Knochenhäutern erstaunt mitunter das Vorhandensein eines solchen Panzers, da man im Grunde bei urtümlichen Wirbeltieren ein Knorpelskelett vermuten würde. Die stammesgeschichtliche Entwicklung der Fische weist jedoch eine deutliche Reduktion der Hartgebilde auf. Daher ist davon auszugehen, dass die fehlende Knochenbildung bei den noch existierenden Arten kein primitives Merkmal darstellt, sondern als abgeleitetes Merkmal angesehen werden kann.
Neben dem knöchernen Panzer zählen zu den urtümlichen Merkmalen auch das Fehlen der Kieferbildung und der Hinterhauptregion, das unpaare Riechorgan mit der Verbindung zum Hypophysengang, die Öffnung für das Scheitelauge sowie die Ausbildung von 2 Bogengängen (ringförmige Gefäße im Innenohr). Bei den ersten Vertretern der Knochenhäuter handelte es sich wahrscheinlich um harmlose Vertreter, die am Gewässergrund Nahrungspartikel über den Kiemenapparat aus dem Wasser filterten.
Die nächst jüngeren Funde konnten den Panzerfischen zugeordnet werden und wurden in Gesteinsschichten des oberen Silur und des unteren Devon gefunden. Panzerfische waren schon wesentlich weiter entwickelt als die Knochenhäuter, was sich vor allem in der Ausbildung eines Kiefers sowie paariger Flossen ausdrückt. Bei höher entwickelten Fischen sind die Kiefer über das Zungenbein mit dem Schädel verbunden. Bei den Panzerfischen und auch den silurischen Stachelhaien erfolgte die Verbindung über den Kieferbogen direkt. Die Stachelhaie werden als Übergangsgruppe zwischen den Kieferlosen und den Kiefermäulern angesehen.
Panzerfisch, rekonstruiertes Modell von Bothriolepis canadensis. (Quelle: Wikipedia, © Citron /
Einige Arten der Panzerfische entwickelten paarige Flossen, was ihnen ein freies Schwimmen im Wasser ermöglichte. Es erscheint als möglich, dass diese frei schwimmenden Panzerfische sich bereits räuberisch ernährten. Einige Arten der Panzerfische wiesen bereits Lungen auf. Die Lunge als Atmungsorgan ist demnach schon seit dem späten Silur bekannt. Man geht davon aus, dass die weitere Entwicklung der Panzerfische zu den Knorpelfischen führte. Dies belegen insbesondere Ähnlichkeiten bei Bau des Schädels.
Die älteste Gruppe der Knochenfische, die Fleischflosser, waren der Ausgangspunkt für den Übergang vom Wasser zum Land. Fleischflosser, auch die heute lebenden Arten, zeichnen sich durch muskulöse und paarige Flossen aus. In den basalen Knochenelementen lassen sich Ähnlichkeiten zu den Extremitäten von Landwirbeltieren erkennen. Ein weiteres markantes Merkmal sind die inneren Nasenöffnungen.
Die Quastenflosser bilden bei der Entwicklung zu den Tetrapoden, namentlich den Landwirbeltieren, einen Seitenast. Dennoch zeigen heute noch lebende urtümliche Lurche einige gemeinsame Merkmale mit den Quastenflossern. Dies sind insbesondere der Bau des Schädels, der Bau des Extremitätenskeletts, der Bau der Zähne sowie die Ähnlichkeiten bei den Atemwegen.
Quastenflosser. Präparat im Naturhistorischen Museum Wien (Quelle: wikipedia, Foto: Alberto Fernandez Fernandez)
Erste Wirbeltiere auf dem Land
Im frühen Karbon, vor etwa 350 Millionen Jahren, tauchen die ersten Wirbeltiere auf, die ausschließlich an Land lebten. Voraussetzung dafür war, neben der Umkonstruktion des Körpers, die zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen war, die Möglichkeit zur Entwicklung des befruchteten Eies außerhalb des Wassers. Die Evolution löste dieses Problem, indem das bestimmende Lebensraummedium, das Wasser, in die Amnionhöhle verlagert wurde. Genauer beschreiben wir dies in unserem Text zum Landgang der Wirbeltiere. [KHB]