65 Millionen Jahre
oder 16 Meter vor heute
Zeitalter: Känozoikum / Paläogen
Am Ende der Kreidezeit ereignet sich eine kosmische Katastrophe. Ein Meteorit schlägt in Mittelamerika ein und es kommt, vermutlich durch die Kontinentalverschiebung, zu gewaltigen Vulkanausbrüchen in Indien (Dekkan-Trapp). Es folgt ein dramatischer Temperaturabfall mit Kontinentalvereisung und Absinken des Meeresspiegels. Im dadurch ausgelösten sechsten Massenaussterben verschwinden die Saurier – mit Ausnahme der Vögel. Die vielseitigen Säugetiere erobern den ganzen Planeten.
Die Illustration zeigt drei Hauerelefanten (Deinotherium giganteum).
Das Klima ist ca. 4 °C wärmer als heute, also subtropisch. Der Meeresspiegel ist deutlich höher als heute, Sauerstoff- und CO2-Gehalt der Luft ebenfalls. Über eine neue Landbrücke zwischen Afrika und Eurasien verbreiten sich deren Flora und Fauna. In Australien entwickeln sich Tiere und Pflanzen völlig anders.
Diese Infos in einfacher Sprache auf evokids.de.
Vor ca. 66 Millionen Jahren ereignete sich eine furchtbare Katastrophe, die das Leben auf der Erde grundlegend verändern sollte: Ein Asteroid von zehn bis fünfzehn Kilometern Durchmesser schlug mit unvorstellbarer Wucht nördlich von Yucatán in Mexiko ein. Er hinterließ den 180 Kilometer durchmessenden Krater Chicxulub. Zusammen mit gewaltigen Vulkanausbrüchen in Westindien erzeugte dies einen „nuklearen Winter“ an der Kreide-Paläogen-Grenze, der jahrhundertelang die Atmosphäre verfinsterte und die Temperaturen auf der ganzen Erde empfindlich absenkte. Die wechselwarmen Echsen fielen diesem Klima zum Opfer. Auch die Vegetation verringerte sich und bot den riesigen Pflanzenfressern nicht mehr genügend Nahrung. Nur die kleinen vogelartigen Saurier (aus der systematischen Gruppe der Theropoden) überlebten dank ihres schützenden Federkleids – ihre Nachfahren bilden heute auf der Erde die ganze Vogelschar. Sie bebrüten ihre Eier und schützen sie so vor Tieftemperaturen – im Gegensatz zu Echsen, die nach der Eiablage den Nachwuchs seinem Schicksal überlassen. Kleinere Fische, Insekten, Reptilien, Amphibien und sonstiges Getier überlebten dank ihres sparsamem Stoffwechsels ebenfalls.
Die Katastrophe als Chance der Säuger
Auch die mehrheitlich unscheinbaren, überwiegend kaum mehr als mausgroßen Säugetiere mit Fell, denen Kälte weniger ausmachte, die weniger Nahrung brauchten und die sich auch in Dunkelheit noch gut orientieren konnten, überstanden dieses weltumspannende apokalyptische Ereignis. Sie gebaren lebende Nachkommen, ernährten diese über körpereigene Milchdrüsen und kümmerten sich um ihre Aufzucht. Sie profitierten aber nicht nur von ihrem perfekt an die vorübergehend schlechten Umweltbedingungen angepassten Körper. Immer dann, wenn Lebensraum frei wird für eine neue Klasse von Tieren – in diesem Fall jene der Säugetiere -, bewirkt die Evolution, dass diese sich aus ihrem Schattendasein löst, ausbreitet und an Körpergröße gewinnt. Davor erging dies so Fischen, Amphibien und Echsen, deren Riesenformen allerdings ausstarben. Jetzt, in dieser „Nachsaurier-Ära“, waren die Säugetiere an der Reihe. Sie wurden zum Erfolgsmodell im Zeitalter der Säugetiere. Dieses besteht bis heute.
Das Zeitalter der Säugetiere (Mammalia) beginnt…
Lange nach der großen Katastrophe, nachdem Licht und Luft die Pflanzenwelt sich wieder erholen ließen, konnten sich die Unterklassen der Säugetiere in viele neue biologische Ordnungen aufspalten (das nennt man „adaptive Radiation“). So besetzten sie die unterschiedlichsten freigewordenen ökologischen Nischen an Land, in der Luft (Fledertiere) und im Wasser (z.B. Wale). Bis zum Ende des Tertiärs vor 2,6 Millionen Jahren entwickelten sich sämtliche heutigen Ordnungen der Säugetiere. Einige von ihnen verloren im Lauf der Entwicklung ihr Fell zumindest teilweise wieder (z.B. die Wale und der Mensch).
Die Hauptunterteilung der Höheren Säugetiere erfolgt in zwei Gruppen, die keine Überschneidungen aufweisen. Die eine Großgruppe sind die Xenarthra (Nebengelenktiere; sie stammen aus der Bruchlinie zwischen Südamerika und Antarktika und umfassen die Faultiere, Ameisenbären und Gürteltiere). Die andere Großgruppe unterteilt sich wiederum in Afrotheria (sie stammen aus Afrika und umfassen 88 höchst unterschiedlichen Arten) und Boreoeutheria. Zu Letzteren zählen die Laurasiatheria (vom Superkontinent Laurasia stammende Überordnung mit großer Artenvielfalt) und Euarchontoglires (Überordnung der Nagetiere, Hasenartigen, Riesengleitern, Spitzhörnchen und Primaten; die Primaten bilden die Ordnung, der auch der Mensch zugehört).
Die engsten lebenden Verwandten der Elefanten sind die im Wasser lebenden Seekühe und die Schliefer, die Meerschweinchen ähneln. Die engsten lebenden Verwandten der tierisches Protein verspeisenden Cetacea (Wale, Delfine, Schweinswale) sind Paarhufer (z. B. Rinder, Elche und Flusspferde), fast alle reine Vegetarier. Natürlich sind viele dieser Säugetierarten inzwischen ausgestorben. Gerade die größten unter ihnen sind vermutlich aufgrund von Nahrungsmangel untergegangen. Am bekanntesten ist sicher das Mammut (Schulterhöhe bis 4,2 m, entwickelt vor ca. 5,7 Millionen Jahren in Afrika, ausgestorben vor ca. 4000 Jahren). Aber auch das Deinotherium (Bildillustration) ist einer der elefantenähnlichen Vertreter der Säugetiere mit nach unten gebogenen Stoßzähnen (Schulterhöhe über 4 m, entwickelt vor ca. 22 Millionen Jahren in Eurasien und Afrika, ausgestorben vor ca. einer Million Jahre). Ein weiteres Beispiel für ausgestorbene Riesensäuger ist das Megatherium (Riesenfaultier, sechs Meter Länge, vor 5,33 Millionen Jahren in Südamerika evolviert und vor ca. 11 000 Jahren ausgestorben).
…und besteht bis heute
Noch leben die Blauwale (mit 33 Metern Länge und 200 Tonnen Gewicht das größte Tier der Erde) und wenn der Mensch den Klimawandel aufhalten kann, dann wird das Zeitalter der Säugetiere sicher noch einige Millionen Jahre weiterbestehen. Der Mensch hat dank seiner Intelligenz die Macht zum Schaden, aber auch die Möglichkeit zum Guten. Der Erde und dem Leben an sich ist es dabei egal, ob wir uns vernünftig verhalten. Wir wären jedoch die größten Profiteure, wenn wir das Klima der Welt auf einem Stand hielten, der es Säugetieren ermöglicht, zu überleben. [BK]