Moderne Menschen (Homo sapiens)

0,2 Millio­nen Jahre
oder 5 cm vor heute

Zeit­al­ter: Käno­zoi­kum / Quartär

Eine der Vorgän­ger­ar­ten des Menschen (Homo erec­tus) wandert vor 200 000 Jahren nach Europa aus, wo sie sich zum Nean­der­ta­ler entwi­ckelt. In Afrika geht aus ihr der moderne Mensch (Homo sapi­ens) hervor, der vor 40 000 Jahren nach Europa kommt. Dieser erobert mit seinen Werk­zeu­gen und seiner Fähig­keit, das Feuer zu beherr­schen, die Erde und wird zum heuti­gen Menschen. Er verän­dert die Umwelt stark und wird vermut­lich zum sieb­ten großen Massen­aus­ster­ben der Erdge­schichte beitragen.

Nied­rige Meeres­spie­gel erlaub­ten vor ca. 65 000 Jahren die Besie­de­lung Austra­li­ens von Papua-Neugui­nea aus. Vor ca. 15 000 Jahren erlaubte der Eisrück­gang auf dem ameri­ka­ni­schen Konti­nent dessen Besie­de­lung über die Bering­straße. Heute verbrei­tet der globale Verkehr Tiere und Pflan­zen über die ganze Welt.

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Die Besie­de­lung Mittel- und Ostasi­ens durch Homo erec­tus erfolgte wahr­schein­lich bereits am Über­gang des Altpleis­to­zäns (Cala­b­rium) zum Mittel­pleis­to­zän (Ionium) vor ca. 700 000 Jahren (1. Sied­lungs­welle). Hierzu passt auch der Fund des Homo heidel­ber­gen­sis in Mauer bei Heidel­berg, dessen Alter auf ca. 600 000 Jahre geschätzt wird und aus dem sich vor etwa 200 000 Jahren der Nean­der­ta­ler entwi­ckelt hat (der Stamm­baum der Homi­nini ist hier im Bild zu sehen).
In Afrika entwi­ckelte sich aus Homo erec­tus der moderne Mensch (Homo sapi­ens), der im Zuge einer 2. Sied­lungs­welle vor 40–45 000 Jahren nach Europa kam.

Zweite Sied­lungs­welle. Ab etwa 40 000 Jahren vor heute gelangte Homo sapi­ens, vermut­lich über Asien, nach Europa. Quelle: Bwd. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ausbreitung_des_Menschen_nach_Amerika.png

Bis zu 5 000 Jahre lang exis­tier­ten die beiden Menschen­ar­ten Homo nean­der­tha­len­sis und Homo sapi­ens paral­lel in Europa, bis der Nean­der­ta­ler vor ca. 35 000 Jahren ausstarb. Über die Gründe dafür gibt es zahl­rei­che Vermu­tun­gen, die von krie­ge­ri­schen Ausein­an­der­set­zun­gen, über Klima­ein­flüsse bis zu ungüns­ti­gen Repro­duk­ti­ons­ra­ten oder von Homo sapi­ens mitge­brach­ten Krank­heits­kei­men reichen. Belege hier­für fehlen jedoch. Für die Repro­duk­ti­ons­ra­ten­ver­mu­tung spricht, dass die Nean­der­ta­ler­po­pu­la­tion in Europa in den ca. 100 000 Jahren, die vor dem Eintref­fen der moder­nen Menschen lagen, vermut­lich nie mehr als 10 000 Indi­vi­duen umfasste, während Homo sapi­ens sich deut­lich schnel­ler vermehrte, was sich aus dem Verhält­nis der Fossil­funde schlie­ßen lässt.
Gesi­chert ist, dass es gele­gent­lich zu Paarun­gen zwischen Nean­der­ta­ler und den moder­nen Menschen gekom­men sein muss, da unser Genom bis heute ca. 2–4 % Nean­der­ta­ler-Gene enthält.

Das heraus­ra­gende Merk­mal des moder­nen Menschen ist sein leis­tungs­fä­hi­ges Gehirn. Egal, ob der Mensch dabei abstrakte oder hand­werk­li­che Tätig­kei­ten ausführt, immer ist das Gehirn das wesent­li­che Werk­zeug, um diese Tätig­keit auszuführen.
Die wesent­li­che Vergrö­ße­rung des Hirn­vo­lu­mens, über das Maß hinaus, das einem größe­ren Körper entspricht, findet sich beim moder­nen Menschen im Vorder­hirn (Präfron­ta­ler Cortex). Dieser Hirn­teil ist weni­ger fein durch­furcht als andere Hirn­teile. Dies kann daran liegen, dass er evolu­tio­när neuer ist und in seiner Ausge­stal­tung während des Wachs­tums kaum gene­tisch detail­liert ist. Die fein einge­furch­ten Stamm­hirn und Klein­hirn (Cere­bel­lum) hinge­gen sind uralte Hirn­teile, die es bereits seit ca. 400 Mio. Jahren gibt und die sehr grund­le­gende, lebens­not­wen­dige Funk­tio­nen hervor­brin­gen und aufrecht erhalten.
Im Groß­hirn haben hinge­gen unter ande­rem die Hirn­leis­tun­gen der Selbst­kon­trolle, des Abwä­gens von kurz­fris­ti­gen gegen lang­fris­tige Vorteile ihren Ursprung. Auch ist dieser flexi­ble Hirn­be­reich wohl notwen­dig für die belie­bi­gen und bis ins hohe Alter mögli­chen Lern­leis­tun­gen der meis­ten Menschen.

Zur Ausbil­dung eines so großen und leis­tungs­fä­hi­gen Denk­or­gans sind mehrere Voraus­set­zun­gen unabdingbar:
Bei Schim­pan­sen ist das Hirn­wachs­tum mit 3 Lebens­jah­ren been­det. Dann wach­sen die Schä­del­plat­ten fest zusam­men, so dass ihre großen, zusätz­li­chen Beiß­mus­keln einen festen Ansatz an den Kopf­sei­ten haben können, ohne dass der Schä­del beim festen Biss ausein­an­der gezo­gen wird.
Beim Menschen dage­gen kann das Gehirn bis über das 18. Lebens­jahr hinaus wach­sen, da die Schä­del­plat­ten weiter­wach­sende Knor­pel­rän­der haben und die Nähte zwischen den Plat­ten über­wie­gend erst im Erwach­se­nen­al­ter fest verknö­chern. Dies kann gefahr­los gesche­hen, da uns der bei den Schim­pan­sen ausge­bil­dete starke Beiß­mus­kel fehlt. Die für die Ausbil­dung dieses Muskels notwen­dige gene­ti­sche Infor­ma­tion ist zwar noch vorhan­den, wird aber nicht mehr expri­miert. Diese Beson­der­heit wird auch bei den Nean­der­ta­lern ange­nom­men, da sie sogar über noch größere Schä­del­in­halte verfügten.

Prima­ten­schä­del im Vergleich mit durch­schnitt­li­chem Gehirn­ge­wicht. Man beachte die großen Ansatz­flä­chen für die Kaumus­ku­la­tur seit­lich am Schä­del. Quelle: Chris­to­pher Walsh, Harvard Medi­cal School, mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Museum of Compa­ra­tive Zoology, Harvard Univer­sity. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Primate_skull_series_de.png

Sieht man einen jugend­li­chen Schim­pan­sen von der Seite und vergleicht seine Kopf­form mit einem erwach­se­nen moder­nen Menschen, so fällt die Ähnlich­keit des eher flachen Gesich­tes auf: Die Kopf­form des Menschen ist der eines jungen Schim­pan­sen sehr ähnlich. Eine nach vorn ausge­stülpte Schnauze ist nur noch bei weni­gen Menschen in gerin­ger Ausprä­gung zu finden.

Mögli­cher­weise hängt der Wegfall des kräf­ti­gen Kaumus­kels mit der jugend­li­chen Kopf­form zusam­men, die gleich­zei­tig auch eine Hirn­ver­grö­ße­rung gestat­tet. Ein wesent­li­cher Faktor für die Reduk­tion der Kaumus­ku­la­tur dürfte die Vorbe­rei­tung der Nahrung durch Erhitzen/Kochen gewe­sen sein, die durch die Beherr­schung des Feuers möglich gewor­den war.

Die Sprach­ent­wick­lung setzte vor etwa 300 000 Jahren mit zwei Muta­tio­nen im FOXP2-Gen ein. Über diese Muta­tio­nen verfü­gen sowohl Homo sapi­ens als auch die Nean­der­ta­ler. Maßgeb­lich für die Sprach­ent­wick­lung war weiter­hin das Regu­la­tor­gen HAR‑1, in dem sich Muta­tio­nen an 18 Stel­len gegen­über den Schim­pan­sen finden, die eben­falls ca. 300 000 Jahre alt sind. Die Frage, wie es zur paral­le­len Muta­tion von FOXP2 bei Nean­der­ta­ler und Homo sapi­ens kam, ist ungeklärt.
Es kann jedoch als gesi­chert gelten, dass die frühe­ren Homi­ni­nen nicht über eine Sprach­fä­hig­keit verfügten.

Die Fähig­keit zur (teils auch sehr ausdau­ern­den) Nach­ah­mung ist beim Menschen deut­lich ausge­präg­ter als bei den verwand­ten Affen­ar­ten. Auf diese Weise können sehr ausge­feilte Laut­bil­dun­gen (Spra­che!) und sehr fein­ge­steu­er­ter Werk­zeug­ge­brauch (u.a. Schrift) erlernt werden. Gepaart mit der dem mensch­li­chen Gehirn eige­nen großen Neugier, der Fähig­keit zur Abstrak­tion und einem spie­le­risch-krea­ti­ven Umgang mit über­nom­me­nen und selbst­ge­bil­de­ten Gedan­ken­kon­struk­ten sind dies wich­tige Voraus­set­zun­gen der sozio­kul­tu­rel­len Evolu­tion, die zwischen­zeit­lich für die Weiter­ent­wick­lung der Mensch­heit weit bedeut­sa­mer gewor­den ist als die hier ganz über­wie­gend darge­stellte biolo­gi­sche Evolution.
Der Mensch ist nicht nur das einzige Lebe­we­sen auf der Erde, das Pyra­mi­den bauen und zum Mond flie­gen kann – im Menschen ist sich auch die Evolu­tion ihrer selbst bewusst gewor­den. [KHB]

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